03. Juni 2024
WhatsApp & Co. vor Gericht: Können Chats als Beweise verwendet werden?
In unserer zunehmend digitalisierten Welt spielen Messenger-Dienste wie WhatsApp eine immer größere Rolle - auch vor Gericht. Doch können Nachrichten aus solchen Apps tatsächlich als Beweismittel verwendet werden? Wir beleuchten die rechtliche Situation und zeigen anhand von Beispielen, wann Chat-Verläufe strafrechtlich relevant werden können.
Torsten Stern
Rechtsanwalt für Strafrecht
Grundsätzliches zur Beweiskraft von Nachrichten
Die zwei Hauptstrafen im deutschen Strafrecht sind die Geldstrafe und die Freiheitsstrafe.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung können Nachrichten aus Messenger-Diensten durchaus als Beweismittel vor deutschen Gerichten verwendet werden. Dies gilt insbesondere für WhatsApp-Chats, die in der Regel problemlos verwertet werden dürfen. Bei anderen Diensten wie EncroChat oder Sky ECC ist die Lage komplizierter, aber auch hier tendieren Gerichte zur Zulassung als Beweismittel.

Wie die Polizei an Chat-Verläufe kommt
Es gibt verschiedene Wege, wie Ermittlungsbehörden Zugriff auf Chat-Verläufe erhalten können:
1. Beschlagnahme des Handys: Bei einer Durchsuchung kann das Smartphone sichergestellt und ausgelesen werden.
2. Quellen-TKÜ: In bestimmten Fällen darf die Polizei aus der Ferne auf Geräte zugreifen.
3. Staatstrojaner: In sehr schweren Fällen kann eine umfassende Online-Durchsuchung genehmigt werden.
Wichtig zu wissen: Die Polizei kann unter bestimmten Umständen auch gelöschte Nachrichten wiederherstellen.

Beispiele aus der Praxis
Besonders im Bereich des Betäubungsmittelstrafrechts, aber auch bei anderen Delikten, spielen Chat-Verläufe eine wichtige Rolle. Hier einige Beispiele, wie Nachrichten interpretiert werden könnten:

Vage Formulierungen
1. "Hast du die Unterlagen für das Projekt 'Grüner Daumen' dabei?"
2. "Können wir uns wegen der Vitamintabletten treffen? Brauche dringend Nachschub."
Solche verschleierten Formulierungen könnten als Codewörter interpretiert werden, reichen aber allein meist nicht für eine Verurteilung aus.

Zweideutige Anfragen
3. "Kannst du mir für morgen Abend 5 Päckchen von dem speziellen Tee besorgen?"
4. "Hättest du 3 von den kleinen Überraschungen für die Party übrig?"
Diese Nachrichten sind zwar konkreter, aber immer noch zu unbestimmt, um allein eine Strafverfolgung zu rechtfertigen.
Rechtsanwalt Torsten Stern
Rechtsanwalt für Strafrecht in Leipzig und Bundesweit
Torsten Stern ist ein auf Strafrecht spezialisierter Anwalt, der eine umfassende rechtliche Beratung und engagierte Verteidigung bietet.
Strategische und zielgerichtete Verteidigung
Mandantenbetreuung in Leipzig und Bundesweit
1.000+ Verhandlungen und jahrelange Erfahrung
Potenziell belastendes Material
5. "Ich brauche 50g von dem weißen Pulver. Preis wie immer?"
6. "Kannst du die Waffe bis morgen besorgen? Muss sauber sein."
Hier werden spezifischere Details genannt, was die Beweislage deutlich verschärfen könnte.
Nicht nur bei Drogendelikten relevant
Chat-Verläufe können auch bei anderen Straftaten eine Rolle spielen:
- Beleidigungen und Bedrohungen: Auch digital geäußert sind diese strafbar.
- Sexualdelikte: Chats können sowohl be- als auch entlastend wirken.

Andere strafrechtlich relevante Beispiele
7. Bedrohung: "Wenn du zur Polizei gehst, weißt du, was mit dir passiert. Ich weiß, wo du wohnst."
8. Betrug: "Klar, ich überweise dir das Geld, sobald du mir den Artikel geschickt hast. Vertrau mir einfach!"
9. Cybermobbing: "Wenn du morgen zur Schule kommst, bist du erledigt. Wir haben deine Bilder."
Entlastende Beispiele
Chat-Verläufe können auch zur Entlastung dienen:
10. Nach einem Vorwurf sexueller Belästigung: "Danke für den schönen Abend gestern. Ich hoffe, wir können das bald wiederholen!"
11. Bei einem Betrugsvorwurf: "Hier ist der Beleg für die Überweisung. Danke für deine Geduld!"

Fazit: Vorsicht bei der digitalen Kommunikation
Auch wenn nicht jeder zweideutige Chat-Verlauf gleich zu einer Verurteilung führt, sollten Sie sich der potenziellen Beweiskraft Ihrer digitalen Kommunikation bewusst sein. Im Zweifelsfall gilt: Schweigen Sie gegenüber der Polizei und konsultieren Sie einen erfahrenen Anwalt, der die Details Ihres Falls prüfen kann.
Bedenken Sie: Im digitalen Zeitalter hinterlassen wir ständig Spuren. Was einmal geschrieben wurde, kann unter Umständen noch Jahre später als Beweis dienen - ob zu Ihren Gunsten oder zu Ihrem Nachteil.
Sollten Sie sich in einer Situation befinden, in der Ihre digitale Kommunikation rechtliche Fragen aufwirft oder Sie unsicher sind, wie Sie damit umgehen sollen, stehe ich Ihnen als erfahrener Strafverteidiger zur Seite. Zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren, um Ihre rechtlichen Optionen zu besprechen und eine maßgeschneiderte Strategie zu entwickeln. Frühzeitiges Handeln kann in solchen Fällen entscheidend sein.
Kontaktieren Sie mich für Hilfe bei strafrechtlichen Angelegenheiten.
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Rechtsanwalt Torsten Stern
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht
Kontakt
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